A Y L A
* 08/1994 + 09.09.2008
Mein Herz, Ayla, mein Brief an dich.
Es tut unendlich weh, dich ziehen zu lassen.
Man hatte dich ausgesetzt und wir haben uns zu unserem Glück gefunden. Trotzdem, irgendwie glaube ich, nicht genug gespielt zu haben mit dir, dich nicht genug geknuddelt zu haben, zu wenig Aufmerksamkeit manchmal, weil der Alltag einen fordert und blind macht. Immer erst die Pflicht.
Oft wolltest du spielen, und ich habe gesagt jetzt nicht, später, und dann hast du schon geschlafen und ich habe dich nicht mehr wecken wollen und dann wurde nicht gespielt.
In der letzten Zeit hatte ich öfters gedacht, spiel mit ihr, du weißt nicht wie lange du die Maus noch hast, als hätte ich etwas geahnt. Trotzdem habe ich es nicht so umgesetzt, auch weil wir viel draußen waren und die Zeit hat uns drinnen gefehlt.
Wenigstens sind wir so oft es ging an der Luft gewesen und haben uns an der Natur erfreut.
Es ist so schwer, dich aus meinen Gedanken und meinen Gefühlen und meinem Herzen schweben zu lassen.
Im August wurdest du 14 Jahre alt, warst fidel, so schien es, sicher, ein paar Zipperlein.
Und dann - aus heiterem Himmel - schlägt das Schicksal zu. Es gibt uns noch sechs gemeinsame Tage!!!
Donnerstag, der 4. September, eigentlich ein schöner Tag und ich hatte Zeit selbst mir dir schön Gassi zu gehen. Wir sind wie immer los gelaufen und du wolltest in ein Maisfeld einbiegen. Schnell habe ich dich angeleint, wohl wissend, dass Maisfelder für dich nicht mehr der richtige Ort sind. Dann habe ich dich wieder an sicherer Stelle abgeleint. Wir sind weiter gelaufen und plötzlich bliebst du hinter mir, bist dann gekommen, warst wieder hinter mir und hast ganz "verblüfft" aus dem Graben geschaut. Ich glaube, da hat es schon in deinem Köpfchen angefangen zu blitzen. Ich habe ganz laut gerufen und heftig gewunken, damit du merkst, wer ich bin und wo ich bin und du bist so schnell du konntest zu mir gelaufen. Dann fingst du an über Deine Hinterpfoten zu fallen und dann ging alles ganz schnell… Deine Augen fingen an wild zu zucken, du konntest dich kaum mehr auf Beinen halten, und mir war klar ,wir müssen ganz schnell zum Arzt. Ich habe dich zum Auto gebracht so schnell es ging, viel getragen, aber du bist auch noch gelaufen. Kleines krankes Ding.
Der Doktor gab dir Cortison, Vitamin B, Infusionen und behielt dich den ganzen Nachmittag. A. hat dich abgeholt , weil ich im Büro war, hat bei dir gewacht, bis ich kam. Es ging dir zusehends bis Sonntag täglich ein bisschen besser, so dass der Doktor dachte, du brauchst gar keine Medikamente mehr. Du wolltest tatsächlich eine Katze jagen und Ball spielen und bist sogar von der Couch rauf und runter und auf deinen Schaukelstuhl gesprungen.
Der Doktor sagte, ihr Hund ist in der Rekonvalesenz 8 - 10 Tage weiter als üblich in solchen Fällen.
Ich war soooooooooooo glücklich, habe mich bedankt.
In den folgenden 3 Nächten hast Du jede Nacht mehrmals gebrochen und konntest natürlich auch Dein Wasser nicht mehr so kontrollieren. Trotzdem hast Du versucht, an den "richtigen" Stellen zu bieseln.
Aber, du hattest seit Donnerstag nichts mehr gegessen, nur animiert wenige Happen und dann gar nichts mehr. Dann kamen die Nahrungseränzungen und erst habe ich mich so dumm angestellt, dir die Spritzen zu geben. Der Doktor vermutet du hast Kopfschmerzen, dir könnte schlecht sein, Magenschmerzen, vlt. ein Tumor. Getrunken nur aus der Hand , ein/zwei Schlapper.
Du hast kein Wort gesagt.
Dann kam der Rückfall von Sonntag auf Montag und wieder hatte ich keine Zeit für Dich, war im Büro.
Gott sei Dank war Tante Jutta zu Hause und hat ständig nach dir geschaut, und als ich dich abends sah wurde mir das Herz so schwer, du warst sehr sehr krank, das habe ich gleich gemerkt. Dein Köpfchen war so schief geworden und du hattest Mühe beim Laufen das Gleichgewicht zu halten. Wir sind dann gleich zu Frau Doktor (die mittlerweile aus dem Urlaub zurück war) . Sie meinte, du hättest eine Chance.
Wieder wurden dir starke Medikamente und Infusionen gegeben.
Ich hatte abends Krankengymnastik – ich hätte absagen sollen und gleich mit dir in die Sonne, aber ich bin dem Alltag so verpflichtet. Ich dachte doch auch, du wirst wieder gesund. Als ich aus der KG kam warst du zwischen die Sitze gefallen und ich dachte schon du wärst nicht mehr bei mir. Aber du warst lebendig. Mühsam und panisch habe ich dich nach oben gezogen, geschoben, gelegt . Ich hatte noch nichts gegessen und habe mir im Eiltempo was bei McD geholt um dann endlich mit dir in die Abendsonne zu fahren.
Du bist in der Wiese ein paar Schritte gelaufen, ich hatte den Eindruck, es gefällt dir, ja fast, dass du es geniest. Dann habe ich dich auf dein Polster gelegt im Kofferraum und natürlich den Deckel offen gelassen, dich zugedeckt und die Landschaft, die Abendsonne und die Vögel beobachten lassen. Du hast aufmerksam geschaut. Ich habe neben dir gesessen, dabei versucht in einem Buch zu lesen, aber es ging nicht gut.
Dann sind wir nach Hause und ich fühlte, es geht dir gar nicht gut, immer schlechter. Ich habe dich mit den Medikamenten versorgt, eingekuschelt und immer mal wieder gedreht. Das konntest du selbst nicht mehr.
Am Dienstagmorgen war dein Köpfchen noch schiefer. Du konntest gar nicht mehr laufen, Du bist nur noch umgefallen. Ich habe dich dann ein "große" Gassirunde getragen, damit du Luft schnuppern kannst.
Um 10 Uhr früh im Büro habe ich es nicht mehr ausgehalten und Dr. S. angerufen. Sie hat eine Helferin geschickt und Tante Jutta ist mit dir gefahren. Dr. S.hat mich angerufen und gesagt, die Blutwerte sind gut, wir können noch einen Tag warten mit der Entscheidung. Dann warst du den ganzen Nachmittag dort in medizinischer Versorgung, aber es war alles umsonst. Es war nur eine kurzfristige Besserung, wegen der Infusion die man dir gegeben hatte.
Gott sei Dank konnte ich recht bald weg von der Arbeit, aber wenn ich gewusst hätte, es werden unsere letzten Stunden, wäre ich gar nicht auf die Arbeit gegangen oder mittags gegangen. Aber ich dachte ja du kommst heim und hatte schon einkalkuliert, dass ich Mittwoch und Donnerstag nur halbe Tage oder gar nicht arbeite.
Ich bin dann sofort zu Dr. S., bin in die Praxis geplatzt und habe gerufen, wo ist Ayla , ich will Ayla sehen! Sie muss an die Luft und in die Sonne. Sie haben dich sofort gebracht und es ging dir kein bisschen besser, trotz aller Medikamente. Du hast mich erkannt, geschwänzelt, wolltest mich sogar verfolgen, aber es ging ja alles nicht mehr. Du hattest keine Kontrolle mehr über Dich. Ich habe dir mit einem nassen Lappen über die Augen, die Lippen, die Mundschleimhaut, das Gesichtchen gewischt, damit du dich hoffentlich wohl und umsorgt gefühlt hast. Ich habe dich getragen und beschmust, hatte aber das Gefühl, dir war wohler im Körbchen zu liegen. Sogar gebieselt hast du noch einmal mit meiner Hilfe auf dem Seitenstreifen.
Dann kam Fr. Dr. S. und wir versuchten ob du stehen kannst, aber du konntest nicht einmal mehr sitzen. Du bist weggerutscht. Du bist zusehends verfallen.
Die Ärztinnen vermuten u.a. Tumor, Schlaganfall, Blutgerinnsel, innere Blutungen ... Vestibularsyndrom.
Ich wollte dich nicht quälen, aber doch auch nicht verlieren.
Letztlich habe ich dich losgelassen. Ich wollte nicht, dass du leidest, nur damit ich nicht alleine bin. Ich habe dich ein letztes Mal an Blumen schnuppern lassen, aber auch damit konntest du nichts mehr anfangen. Es ging nicht mehr.
Du wurdest sanft in den ewigen Schlaf gelegt, mit Geschichten und Worten und ganz viel Kuscheln und Streicheln, und ich habe gesummt "Go to sleep little babe". Dr. S. hat dir bereits im Körbchen eine Beruhigungsspritze gegeben, damit du entspannst, und das Licht gedimmt, und später noch eine, als wir dich dann mit der Decke auf den Tisch legten. Sie meinte, damit du auch wirklich völlig gelöst bist und die Schlafspritze nur noch ein Hinübergleiten ist. Auch sie hat dir viele liebe Worte mitgegeben. Als alles vorbei war sagte sie, dass du jetzt auf der anderen Seite bist und dein Seelchen sicher gerade vor mir schwebt.
Dann kam der Bestatter. Es ist mir ganz wichtig, dass auch dein Körperchen sorgsam bis zur letzten Minute behandelt wird. Du bekamst eine Einzelverbrennung und ich Deine Asche. Ich werde Sie irgendwann dort verstreuen, wo wir immer spazieren gingen und am Bach saßen und deine Freunde getroffen haben.
Ich hatte so gehofft, wir haben noch 2 vielleicht 3 gemeinsame Jahre. Aber das Schicksal wollte es nicht.
Ich vermisse dich unendlich und trauere weinend um dich. Du warst so ein Schatz.
Du bist über die Regenbogenbrücke gegangen, du bist jetzt ein Stern.
Mein Herz weint um Dich.
In Liebe, dein Frauchen Sigrid
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Erstellt von Sigrid G.